Endlich die Macht zurück! – mit Gewaltfreier Kommunikation zu echter Eigenverantwortung

Kennst Du das?

  • Du hast Streit mit deinem Partner / deiner Partnerin und denkst: „Ich muss das jetzt sofort unbedingt klären!“ Du hast keine ruhige Minute, bis wieder Frieden herrscht.
  • Du wirst kritisiert und das beschäftigt dich ewig: Du willst unbedingt dafür sorgen, dass die Person positiv über dich denkt und es wieder „richten“ oder distanzierst dich von der Person („Der ist sowieso blöd und hat keine Ahnung“)
  • Du denkst lange über schiefgelaufene Situationen und Fehler nach, die du gemacht hast und quälst dich damit, wie du anders hättest handeln sollen.
  • Du leidest darunter, wenn du schwere Entscheidungen treffen musst, haderst ewig, wälzt es hin und her und bist am Ende so oder so mit der Entscheidung unzufrieden.
  • Du kannst schlecht damit umgehen, wenn Menschen dich nicht mögen und fühlst dich schnell zurückgewiesen.
  • Du hast starke Gefühle und der einzige Weg, sie zu beruhigen, ist, dass im Außen etwas passiert / sich ändert?

Wenn wir da drinstecken, ist Hilflosigkeit, Angst und Verzweiflung vorprogrammiert. Denn: Wir können andere Menschen und die Umstände um uns herum nur sehr bedingt beeinflussen. Wenn unser emotionaler Zustand von Dingen abhängt, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, dann sind wir ausgeliefert. Dann üben wir Druck aus, weil wir die Situation kontrollieren wollen. Wir stellen Forderungen, sind fixiert und starr und können uns nicht mehr frei entscheiden.

All diese Situationen und Schwierigkeiten haben mit Eigenverantwortung zu tun. Wenn ich wirklich lerne, in der Eigenverantwortung zu sein, kann ich

  • Wege finden, wie ich meine Emotionen entspannen kann, die nur von mir selbst und meinen eigenen Handlungen abhängen.
  • klarere und bessere Entscheidungen treffen und damit okay sein, was kommt. Denn ich weiß: Ich finde Möglichkeiten, etwas Gutes draus zu machen, egal wie es ausgeht.
  • negative Aussagen anderer als etwas sehen, was diese Personen über sich selbst ausdrücken, und damit erwachsen und gelassen umgehen.
  • meinen Anteil in Streits, Konflikten oder schiefgelaufenen Situationen ehrlich zugeben, es emotional konstruktiv verarbeiten und dann wieder nach vorne sehen und Lösungen finden.
  • meine eigenen destruktiven, vielleicht unbewusst manipulativen Muster in Beziehungen aufdecken, sie verändern und eine viel tiefere, authentischere und nachhaltigere Beziehung aufbauen.

Ich habe mich immer total viel selbst reflektiert und auch immer die Fehler bei mir gesucht, geschaut, was mein Anteil an der Situation ist, was ich falsch gemacht habe, wie ich es wiedergutmachen kann, was ich tun kann, damit man mich mag, damit man mir verzeiht, damit ich alles wieder richte, aber: Ob ich mich besser gefühlt habe, hing immer davon ab, wie das Gegenüber reagiert oder die Umstände ausgehen. Es lag nur bedingt in meiner Macht, denn selbst wenn ich noch so sehr bemüht bin, kann ich weder die Umstände noch andere Personen kontrollieren.

Dadurch bin ich so oft in tiefe Verzweiflung und Hilflosigkeit geraten, die kaum auszuhalten waren. Ich hab mich gefühlt wie ein Blatt im Wind, das hin und her geschubst wird und nur hoffen kann, dass es an einen schönen Ort gelangt. Machtlos, klein, ausgeliefert.

2015 habe ich dann Gewaltfreie Kommunikation kennengelernt und was ich da erfahren habe, war für mich teilweise revolutionär, neu, anders, und vor allem: HILFREICH! Die wesentlichen Aspekte, die wir in der Gewaltfreien Kommunikation lernen, sind authentisch sein, empathisch sein (mit mir und anderen) und: EIGENVERANTWORTLICH SEIN. Diese drei gehen Hand in Hand und führen dazu, dass wir:

  • uns weniger verstecken müssen, uns trauen können, Erfahrungen und auch Fehler zu machen.
  • Konflikte nicht mehr fürchten, sondern nutzen können, um Verbindung zu schaffen.
  • unsere Gefühle als Geschenk sehen können, auch den Schmerz, auch die Angst, auch die Wut, auch die Verzweiflung – und selbst dafür sorgen können, dass unsere Bedürfnisse gestillt und damit die Gefühle beruhigt werden.
  • tiefere, ehrlichere Beziehungen führen können, die auf gegenseitiger Wertschätzung und Empathie basieren (auch wenn mein Partner / meine Partnerin KEIN GFK lernt!)
  • mit Neugierde, Offenheit und Lebensfreude durch das Leben gehen, weil wir überall Chancen sehen, das Leben schöner zu machen.

Wenn du auch Lust hast, all das zu lernen, dann beginne deinen Weg dorthin mit mir gemeinsam im 3-teiligen Workshop „Endlich die Macht zurück! – mit Gewaltfreier Kommunikation zu echter Eigenverantwortung“

Anmeldung:
Melde dich zum Workshop an, indem du mir eine Email schreibst an SusanneKlohn@gmx.de
Auch bei Fragen darfst du mir gerne schreiben! Ich freu mich darauf, von dir zu hören 🙂

Rahmen:

Der Workshop findet an folgenden Tagen auf GoogleMeet statt:
Montag 1. Mai (Tag der Arbeit) 9:00-12.30
Donnerstag 18. Mai (Christi Himmelfahrt) 9:00-12:30
Montag 29. Mai (Pfingstmontag) 9:00-12:30


Zusatztreffen:
Zusätzlich gibt es für alle, die Lust haben, ein weiteres Treffen, in dem ihr den Raum habt, Erfahrungen auszutauschen, noch nachträgliche Fragen zu klären. Ich werde dafür keinen Input vorbereiten, sondern euren Austausch begleiten und moderieren.
Mittwoch 7. Juni von 19:00 bis ca. 20:30

Ort: GoogleMeet
Wenn du damit keine Erfahrung hast, mach dir keine Sorgen. Du brauchst auch keinen GoogleAccout dafür. Du bekommst einfach einen Link von mir zugeschickt, auf den klickst du, und dann nimmst du teil.

WICHTIG: DU BRAUCHST FÜR DAS ANGEBOT EINE KAMERA.
Da wir uns in einem kleinen Rahmen mit ca. 10 Menschen bewegen und es um persönliches Wachstum geht, möchte ich einen sicheren Rahmen für alle schaffen, in dem wir uns menschlich gut begegnen können. Das ist für mich nur dann möglich, wenn ich alle sehen kann.

Material:
Du bekommst jeweils eine Nachbereitungsmail nach jedem Workshoptag mit praktischen Übungen, schönen Materialien und kostenlosen Möglichkeiten zur Weiterbildung.

Dein Beitrag: 125 €

Anmeldung:
Melde dich zum Workshop an, indem du mir eine Email schreibst an SusanneKlohn@gmx.de
Auch bei Fragen darfst du mir gerne schreiben! Ich freu mich darauf, von dir zu hören 🙂

Wir sehen uns im Seminar.

Von Herzen, Deine Suki

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Kostenlose Materialien

Hier kannst du dir kostenlos Materialien zur Erinnerung und zum Ausdrucken herunterladen.

Vier Schritte, um aus andauernder Wut wieder ins Fließen zu kommen

Bei starken Gefühlen, insbesondere Wut, Schuld, Scham und Depression ist es manchmal enorm schwer, wieder herauszukommen. Wenn wir ihnen erliegen, dann richten diese Gefühle oft zu dem eigentlichen Schmerz noch zusätzlichen Schaden an, der die Situation komplizierter, schwieriger zu lösen und für alle Beteiligten schmerzhafter macht, als sie sein müsste. Letztendlich führen diese Gefühle und unsere daraus resultierenden Handlungen fast nie dazu, dass wir das bekommen, was wir eigentlich wirklich brauchen. Deshalb habe ich nach Wegen für mich gesucht, wie ich aus dieser ungünstigen Abwärtsspirale rauskommen kann, damit die Wut mich nicht so übermannt, dass ich keine Kontrolle mehr habe. 

Mir helfen dabei vier Schritte, um aus der starren, unveränderlichen Wut, die oft auch mit Hilflosigkeit und Opferstatus einhergeht, wieder in eine Handlungsfähigkeit zu kommen und dahin, dass meine Gefühle wieder natürlich fließen und sich verändern können. Dann – und erst dann – kann ich persönlich meine Gefühle aus einer liebevollen Beobachterperspektive betrachten und all die anderen hilfreichen Tipps anwenden, wie z. B. mir das Gefühl als verletztes Kind vorzustellen, es einfach im Körper zu beobachten und zuzusehen, mitfühlend mit mir zu sein usw. Während ich wütend bin, schaffe ich das meistens nicht. Die Gedanken und die heftigen Energieschübe in mir reißen mich meistens schnell aus meinem Bewusstsein und lassen mich ungünstig reagieren. Daher habe ich speziell für starke Wut nach anderen Wegen gesucht. 

Mir persönlich hilft es, die Wut zu verstehen: Warum reagiere ich mit heftiger Wut?

Das lässt sich in vier Komponenten aufdröseln:

  • Warum reagiere ich
    -> Die Wurzel meines Gefühls, die die Qualität bestimmt, also ob das Gefühl angenehm oder unangenehm ist und dass es überhaupt auftritt
  • jetzt
    -> Der Auslöser, der bestimmt, dass mein Gefühl genau jetzt aufkommt
  • mit heftiger
    -> Der Ursprung, der bestimmt, wie stark mein Gefühl sich zeigt
  • Wut
    -> Die Ursache, die darüber bestimmt, welches Gefühl genau auftritt

Wenn ich mir diese vier Aspekte bewusst mache, dann führt das bei mir dazu, dass die Wut sich verändert und zu Gefühlen wird, die für mich leichter anzunehmen sind, die nicht so starke destruktive Handlungsimpulse mit sich bringen und die beweglich, fließend, lebendig sind.

Diese vier Schritte möchte ich mit dir durchgehen, allerdings in abgeänderter Reihenfolge. Ich möchte mir mit dir zunächst den Auslöser ansehen, dann die Ursache, dann die Wurzel und schließlich den Ursprung, da ich diese Vorgehensweise in Momenten der Wut am besten durchführen kann. 

Die ersten drei sind dabei aus der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg entnommen. Den vierten Schritt habe ich in einem Coaching mit Susanne Kraft erarbeitet – und dieser bringt für mich nochmal den entscheidenden Unterschied. 

1. Auslöser der Wut – Warum reagiere ich JETZT mit heftiger Wut

Der erste Schritt, der sehr wichtig ist, ist die Klarheit über den Auslöser der Wut – und ihn nicht als Grund oder Ursache meiner Wut anzusehen.

Das, was im Außen passiert ist, also das, was eine andere Person getan, gesagt oder nicht getan oder gesagt hat, bzw. Ereignisse im Außen, sind immer nur Auslöser meines Gefühls. Es öffnet sozusagen die Tür zu etwas, das bereits in mir ist. Denn: Niemand kann mich wütend machen, wenn nicht entsprechende Gedanken, Vorerfahrungen, Bedürfnisse und Bewertungen bereits in mir sind. 

Es gibt Geschichten von Menschen, denen die grausamsten Dinge angetan wurden, und die dennoch niemals wütend waren. In tiefem Schmerz, Verzweiflung, Trauer, ja, aber nicht in Wut. Auch du reagierst je nach Situation unterschiedlich auf dieselben Auslöser. Sagen wir z. B.,  dass dich ein Mann auf der Straße anrempelt und sich nicht einmal entschuldigt. Wenn du einen guten Tag hast, ist es dir vielleicht egal, wenn du einen schlechten Tag hast, trifft es vielleicht genau in die Kerbe und du wirst richtig sauer. Auch wenn du nun wüsstest, dass dieser Mann gerade seine Frau und seine Kinder bei einem Autounfall verloren hat, würde das dann deine Gefühle vermutlich ändern. Je nachdem, welche Geschichten wir uns erzählen, kommen ganz andere Gefühle dabei heraus. Deshalb: Das, was geschehen ist, ist nur der Auslöser deiner Wut. Die Erinnerung daran, was bereits in dir ist. 

Mache dir in diesem ersten Schritt also bewusst, was genau deine Wut ausgelöst hat. Wir unterscheiden an dieser Stelle streng zwischen Beobachtung und Bewertung, Schlussfolgerung, Vermutung, Diagnose, Analyse usw.

Beobachtungen sind neutral, faktisch, objektiv, wertfrei:
Was genau ist konkret geschehen? Was würde eine Kamera aufzeichnen? Was wurde wortwörtlich gesagt und was exakt wurde getan, wenn du es so neutral wie möglich formulierst?

Beispiel: In einer Situation zu viert war eine Person dabei, mit der ich Schwierigkeiten habe. Die Situation hat mir sehr zugesetzt und anhand dieser möchte ich die vier Schritte beispielhaft mit dir durchgehen.

Das hier habe ich mir gesagt: Sie war total unhöflich zu mir. Sie hat mich ignoriert. Sie hat mich absichtlich ausgegrenzt. 

Das sind alles Bewertungen der Situation. Meine Schlussfolgerungen aus bestimmtem Verhalten, Zitaten, Handlungen. Das ist noch nicht neutral beobachtet. Aber was ist konkret geschehen? Was genau konnte ich beobachten?

– Ich habe sie zweimal angesprochen und etwas gefragt, und sie hat mir nicht in die Augen gesehen und nicht geantwortet. 
– Sie hat mehrfach über Ereignisse gesprochen, bei denen ich nicht dabei war. 
– Sie hat nur den anderen beiden in die Augen gesehen, während sie gesprochen hat, und ich habe nie gesehen, dass sie mir beim Erzählen in die Augen geschaut hätte. 
– Sie stand von mir weggedreht und den anderen zugewandt. 

Wenn ich diese Dinge finde, distanziere ich mich bereits davon, dass meine Bewertung der Situation die einzig Richtige ist. Es gibt viele Erklärungen, warum sie diese Dinge getan haben könnte, und nur eine davon ist, dass sie mich ausgrenzen wollte. Und selbst wenn diese Bewertung stimmen sollte, ist es wichtig, die neutralen Ereignisse zu sehen, denn wir können dann z. B. gute Gründe sehen, warum sie so gehandelt hat. Aber in diesem Schritt geht es noch gar nicht ums neu bewerten. Es geht erstmal nur darum, die Situation neutral zu beschreiben. Das erfordert bereits so viel Aufmerksamkeit, dass es sein kann, dass bereits hier die Wut nachlässt, weil wir aus unseren Gedankenkreiseln aussteigen.

2. Ursache der Wut – Warum reagiere ich jetzt mit heftiger WUT

Im zweiten Schritt haben auch unsere Urteile, Schlussfolgerungen, Gedanken, Diagnosen, Vermutungen und Bewertungen Raum. In diesem zweiten Schritt mache ich mir bewusst, was ich über diese Situation denke. Und ich mache mir bewusst, dass diese Gedanken – meine selbst geschaffene Realität – die URSACHE für meine Wut ist.

Wenn ich anders denken würde, wäre ich vielleicht traurig, enttäuscht, verzweifelt, vielleicht auch fröhlich oder dankbar, vielleicht in Mitgefühl und Verbundenheit. Aber da meine Gedanken sind, wie sie sind, und zwar mit dem Fokus auf das, was in meiner eigenen objektiven Bewertung falsch, schlecht, blöd, ungerecht, schlimm usw. war, kommt Wut auf. 

Ich versuche mir in diesem zweiten Schritt alle Gedanken, die ich habe, bewusst zu machen, und immer in den Satz einzubauen: 

“Ich erzähle mir selbst über die Situation, dass … und das ist die Ursache meiner Wut.” 

Bei jedem Gedanken mache ich mir bewusst, dass das MEINE Realität ist, nicht DIE Realität, und dass meine Gedanken dazu führen, dass ich wütend bin. Und das ist vollkommen okay, ich muss meine Gedanken auch nicht ändern. Aber ich kann mir selbst dabei zusehen und erkennen, dass meine Gedanken gerade meine Realität formen und dass diese Gedanken nicht die ultimative Wahrheit sind. Schaff dir Raum für die wichtigsten Gedanken und du wirst merken, dass sie sich auch ständig wiederholen. Das hält deine Wut am Leben, da sich dieser Kreisel immer weiter dreht. 

Meine Gedanken aus dem Beispiel: 

– Ich erzähle mir selbst über die Situation, dass sie mich absichtlich ignoriert und ausgrenzt und das ist die Ursache meiner Wut.

– Ich erzähle mir selbst über die Situation, dass das ein unmögliches Verhalten ist und jeder Form von respektvollem Miteinander widerspricht und das ist die Ursache meiner Wut.

– Ich erzähle mir selbst über die Situation, dass sie sich wenigstens entschuldigen müsste, das wäre ja wohl das Mindeste, und das ist die Ursache meiner Wut.

– Ich erzähle mir selbst über die Situation, dass sie mich ja sowieso nicht mag und mir das total aufs Butterbrot schmiert und allen anderen auch – und das ist die Ursache meiner Wut.

– Ich erzähle mir selbst über die Situation, dass sie sich sowas von rücksichtslos und egozentrisch verhält, dass alles zu spät ist, und das ist die Ursache meiner Wut

3. Wurzel der Wut – WARUM REAGIERE ICH jetzt mit heftiger Wut

Im dritten Schritt suche ich nach dem, was der Wut zugrunde liegt. Sozusagen das, was überhaupt dafür sorgt, dass ein unangenehmes Gefühl entsteht und das ist immer irgendein unerfülltes Bedürfnis.

All unsere Gefühle sind wie die Lämpchen im Armaturenbrett: Sie leuchten nicht aus dem Selbstzweck heraus, einfach da zu sein, sondern sie machen uns darauf aufmerksam, was im Auto so vor sich geht. Der Füllstand des Tanks, der Reifendruck, der Ölstand usw. – das sind unsere Bedürfnisse. Wann immer ein Lämpchen aufleuchtet, liegt ein unerfülltes Bedürfnis zugrunde. Gefühle sind sozusagen die Hinweise darauf, dass etwas nicht stimmt, und unangenehm sind sie deshalb, damit wir einen Antrieb haben, für uns zu sorgen. Wenn Hunger z. B. angenehm wäre, wären wir alle längst verhungert. 

Also: Was ist es, worum es mir dabei geht? Welche Bedürfnisse liegen dem zugrunde?

Anbei findest du eine Liste mit Bedürfnissen. Denk daran, dass Bedürfnisse positiv, allgemeingültig, für alle Menschen universell und abstrakt, also nicht an Personen, Situationen, Gegenstände oder Handlungen gekoppelt sind

Auf der Suche nach meinen Bedürfnissen gehe ich nach dem Zwiebelprinzip vor: Ich schaue erst, was anhand meiner Gedanken und Bewertungen das Offensichtlichste ist, und arbeite mich dann tiefer rein, indem ich frage “Was würde mir das erfüllen?”, “Was würde ich mir da noch wünschen?” oder “Warum ist mir das wichtig?”, um noch tiefer zu kommen.

Zuerst erscheint mir von meinen Urteilen und Gedanken her vielleicht logisch, dass es mir z. B. in dem vorherigen Beispiel um Höflichkeit und Respekt geht. Das ist das erste, das mir einfällt. Das mag ein Teil davon sein, aber ich fühle, dass da noch tiefere Bedürfnisse zugrunde liegen. Ich wünsche mir ein Miteinander, in dem alle gut miteinander umgehen. Ich wünsche mir Achtsamkeit. Es macht mir Unwohlsein und Angst, wenn ich merke, dass mich jemand nicht dabei haben will. Ich wünsche mir, willkommen und angenommen zu sein und als Teil der Gruppe behandelt zu werden. Das würde mir Zugehörigkeit und damit auch viel Sicherheit und Geborgenheit erfüllen. 

Wenn ich verstehe, welche Bedürfnisse gerade nach Erfüllung rufen, kann ich überhaupt erst dafür sorgen, dass ich sie mir jetzt oder zukünftig erfülle. Zudem verbinden mich Bedürfnisse mit einer völlig anderen Energie als dem Richtig- und Falsch-Denken in der Wut. Die Energie der Bedürfnisse erinnert mich daran, was für ein Miteinander ich liebe und wie wertvoll es für mich ist, wenn diese Dinge gegeben sind. 

4. Ursprung der Wut – Warum reagiere ich jetzt mit HEFTIGER Wut

Die ersten drei Schritte sind aus der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg entnommen. Nun kommt aber noch der vierte Schritt hinzu, der es mir überhaupt erst ermöglicht, die Situation und damit die Wut loszulassen: Ich realisiere, dass die Intensität und die Heftigkeit der Wut nicht an dem Auslöser liegen kann und dass der Ursprung, also das, woher diese starke Intensität rührt, aus der Vergangenheit sein muss. 

Starke Wut oder andere intensive Gefühle sind ein Zeichen dafür, dass wir in großer, massiver, lebensbedrohlicher Not sind. Und als Kinder haben wir physisch eine große Abhängigkeit von Menschen, die uns versorgen und sich um uns kümmern. Daher sind ausgeschlossen sein, Verweigerung von Liebe, fehlende Fürsorge usw. alles lebensbedrohliche Momente für uns als Kinder gewesen. (Vielleicht nicht realistisch betrachtet, da unsere Eltern uns vermutlich nicht zum Verhungern im Wald ausgesetzt hätten, aber das wussten wir damals nicht!) Als Kinder sind wir darauf angewiesen, geliebt, geschützt, geborgen, versorgt und gut behandelt zu werden. Wenn das nicht der Fall war, war das für uns sehr schrecklich und bedrohlich. Als Kinder waren wir sehr hilflos gegenüber den Umständen und unseren Pflegepersonen.

Ich bin davon überzeugt, dass die meisten heftigen emotionalen Reaktionen als Erwachsene darauf zurückzuführen sind, dass dieser Schmerz und die Unerfülltheit der Bedürfnisse einst lebensbedrohlich und unendlich schlimm erschien. Vergangene Ereignisse haben dazu geführt, dass ähnliche Situationen noch heute mit großer Angst, großem Schmerz und großer Hilflosigkeit behaftet sind, auch wenn sie heute wirklich nicht mehr lebensbedrohlich sind.

Deswegen liegt der Ursprung unserer jetzigen heftigen Wut eigentlich in der Vergangenheit, nicht in diesem Moment. Ich stelle es mir vor wie ein Raum, in dem der Schmerz liegt, und der Auslöser, also die jetzige Situation, hat nur die Türe aufgemacht. Das bedeutet, dass ich nicht die jetzige Situation verändern brauche, dass ich nicht dafür sorgen muss, dass diese Person sich entschuldigt, ändert oder zumindest einsieht, wie scheiße sie sich verhalten hat. Ich darf trauern und mir selbst Mitgefühl entgegenbringen für den Schmerz, der eigentlich sehr viel älter ist. 

Zu meinem Beispiel:

Als Kind habe ich wenig Freunde gehabt und oft durfte ich nicht dabei sein, wenn andere was gespielt haben. Ich war viel allein und hätte mir so sehr gewünscht, mehr dazuzugehören und treue Freunde zu haben, die immer zu mir stehen. Ich habe großen Schmerz erlitten, wenn Menschen mich nicht dabei haben wollten, weil ich immer dachte, es ist was mit mir nicht okay. Das tat unendlich weh und als Kind war das für mich zutiefst bedrohlich und schmerzhaft. 

Wir haben für viele für uns schlimme oder beängstigende Situationen keine Empathie, kein Mitgefühl bekommen. Unsere Gefühle wurden nicht ausreichend mit Liebe und Aufmerksamkeit aufgearbeitet. Diese sogenannten „Empathielücken“ von früher, können wir mit liebevoller, aufmerksamer Präsenz auf unsere Gefühle heute langsam wieder schließen, indem wir uns selbst die achtsamen Erwachsenen sind, die wir als Kinder gebraucht hätten.

Zu wissen, dass mein Schmerz eigentlich in der Vergangenheit liegt, führt meist dazu, dass meine Wut nachlässt und Trauer, weichen, für die ich selbst leichter Mitgefühl aufbringen kann. Und bei mir entsteht dadurch dann auch ganz viel Weite und mir ist nicht mehr so wichtig, was im Hier und Jetzt genau geschieht. Ich trauere über diesen alten Schmerz und weiß, den Auslöser zu verändern, würde nur die Türe schließen und vor mir verbergen, was da so schmerzhaft brach liegt.

Auch das ist mal okay, denn nicht immer habe ich die Kraft, hinzusehen. Wenn es leicht geht, nutze ich auch manchmal meine Wut, um die Türe mit Wucht zuzuschmeißen und dem Auslöser aus dem Weg zu gehen oder ihn zu ändern. Aber meistens klappt das nicht, weil ich dafür andere Personen oder sogar das bereits Geschehene verändern müsste – und das ist unmöglich. Und jedes Mal, wenn ich mit Achtsamkeit, liebevoller Zuwendung und großem Mitgefühl mit mir selbst auf die Vergangenheit blicke, habe ich den Eindruck, heilt ein kleiner Teil in mir (der Raum in der Metapher wird ein bisschen aufgeräumt).

Wichtiger Hinweis:

Diese Selbstempathie ist gerade bei traumatischen oder sehr schmerzhaften Themen extrem schwer alleine durchzuführen. (Traumatisch heißt dabei nicht immer, dass es ein krasses Ereignis sein muss. Dauer, Intensität, Wiederholung, all das und mehr kann auch zu Traumata führen – wenn du heute mit heftigen Emotionen auf einen ähnlichen Trigger reagierst, ist ein Trauma wahrscheinlich.)

Es braucht viel Übung und Kraft, um an diese Kindheitsthemen alleine mit genug Liebe und Achtsamkeit heranzugehen, um sie nicht nur aufzureißen, sondern auch ausreichend zu versorgen.

Daher kann ich dir nur empfehlen, dir dabei Unterstützung zu holen. Ich selbst lasse mich auch regelmäßig von achtsamen Menschen mithilfe der GFK coachen und begleiten, wenn es um die Aufarbeitung wiederkehrender Trigger aus der Kindheit geht. Und so langsam kann ich es auch alleine immer besser, jedoch hat das einige Zeit gebraucht, die ich erstmal an der Hand genommen werden musste.

Wenn du nach Unterstützung suchst: Melde dich gerne bei mir für ein kostenloses Vorgespräch.

Nach der Wut

Wenn die Wut sich verwandelt hat, gibt es viele Möglichkeiten, mit der Situation umzugehen. Ich mag dir zur Orientierung hier ein paar Ideen nennen:

  • Ich kann mich im Körper spüren und die Gefühle beim Fließen beobachten, möglichst neutral und ohne Wertung, denn ich weiß ja, der Schmerz und alles ist jetzt nicht mehr bedrohlich für mich. Er darf sein.
  • Ich kann mir bei jemandem Empathie holen. (Kann ich sehr empfehlen!)
  • Ich gebe meinen Körperempfindungen Raum, indem ich mich intuitiv bewege und schaue, welche Impulse ich im Körper verspüre.
  • Ich kann die Perspektive wechseln und mich hineinversetzen: Was hat die Person vielleicht gefühlt und gebraucht? Was könnten Gründe gewesen sein für das Verhalten (Im Sinne von: Welche wunderschönen Bedürfnisse wollte die Person sich gerne dadurch erfüllen?)
  • Ich kann mit der Person das Gespräch suchen und neugierig, offen und erforschend fragen, was ihr Verhalten (und wichtig: nur Beobachtungen nennen!) zu bedeuten hat oder wie sie die Situation erlebt hat.

Oftmals braucht es allerdings für mich nach dem vierten Schritt nichts mehr, außer einer liebevollen Präsenz und Mitgefühl mit mir selbst, während die Gefühle einfach fließen. Irgendwann hört es auf und dann braucht es gar nichts mehr.

Ich hoffe, dieser Blogartikel hat dir etwas Klarheit gebracht – mir hat diese Erkenntnis vor allem im vierten Schritt schon mehrmals sehr geholfen. Schreib mir sehr gerne eine Mail, wie dieser Blogartikel bei dir ankam und gerne auch, wenn du noch Fragen hast.

„Du darfst hart Grenzen setzen!“ – Instagram, GFK und die Frage: Was dürfen wir?

Ich habe in letzter Zeit viele Instagram-Posts gelesen, die das Motto hatten „Du darfst…“ – gerade für Frauen. Zum Beispiel: Du darfst Grenzen setzen! Du darfst für dich einstehen! Du darfst tragen, was du willst! usw. Das hat mich zum Nachdenken gebracht, weil ich gemerkt habe, dass diese Posts in mir Widerstand auslösen. Aber warum? Das sind doch wichtige Botschaften, oder nicht?

Ich kriege in fast jedem Kurs ebenfalls Aussagen oder Fragen zum „dürfen“:

Wenn ich GFK lerne, darf ich noch sagen, was ich denke?
Darf man in der GFK auch mal schreien?
Darf ich dann überhaupt noch meine Wünsche durchsetzen wollen?

Ich finde diese Fragen spannend, denn: Wer entscheidet denn, was wir dürfen? Warum stellen wir überhaupt diese Frage? Und ist sie hilfreich?

Ich möchte zunächst auf die Frage „Was darf ich in der GFK“ eingehen, um etwas ganz Grundlegendes zu zeigen, was sich für mich auf alle Bereiche des Lebens beziehen lässt und mich schließlich zu einer Erklärung führt, warum die Posts Widerstand in mir auslösen.

Darf ich in der GFK…?

Wenn Menschen mich fragen, „darf ich…“, dann ist ja die erste Frage, die da drinsteckt: Wäre das „GFK“? Das ist leicht zu beantworten: Nein, z. B. mit Vorwürfen um sich werfen, ohne dass das Gegenüber sein Einverständnis dazu gegeben hat, ist nicht „GFK“.

Aber: deswegen ist es nicht falsch oder verboten, auch nicht, wenn du gerade GFK lernst. Die zweite Frage, die da drin steckt, bezieht sich darauf, „Darf ich das dann noch?“. Zur Beantwortung möchte ich gerne eine kleine Analogie heranziehen:

Stell dir vor, GFK ist ein Tool, ein Werkzeug, das du bekommst. Vorher hattest du vielleicht nur einen Hammer daheim und jetzt hast du zusätzlich noch das Multifunktionstool GFK. Darfst du dann eigentlich den Hammer immer noch benutzen?

Diese Fragen würde doch niemand stellen, oder? Wer sollte es dir denn verbieten? Vielleicht würde man sich denken „Hm, aber mit dem neuen Tool ginge das doch leichter, oder?“, aber vielleicht möchtest du aus Einfachheit oder Gewohnheit oder anderen guten Gründen einfach gerade lieber den altbewährten Hammer hernehmen. Und das ist okay.

Die Frage, die für mich wesentlich hilfreicher ist, ist: Was brauchst du denn gerade?

Also: Was möchtest du denn gerne erreichen? Denn: Wenn du Nägel in die Wand machen willst, kannst du dafür einen Hammer nutzen und er wird seinen Zweck erfüllen. Wenn du Schrauben in ein Holzstück machen möchtest, ist ein Hammer EINE mögliche Wahl, die aber vielleicht nicht das Ergebnis erzielt, das du dir wünschst. Da wäre vermutlich der Akkuschrauber, der im Multifunktionstool eingebaut ist, praktischer.  

Außerhalb der Metapher gesprochen heißt das: Wir wollen oft Dinge wie Verbindung, verstanden werden, geliebt werden, angenommen sein, Empathie usw. Und nutzen dafür dann Vorwürfe, Schuldzuweisungen und Platzhalterdiskussionen – und oft sind wir am Ende frustriert, dass nicht das rauskam, was wir wollten. Wir verwenden ein Tool, das nicht sehr wahrscheinlich zu unserem gewünschten Ergebnis führt.

Ein praktisches Beispiel: „Darf ich meinem Partner in der GFK denn eigentlich auch mal die Meinung sagen?“

Klar darfst du, aber nicht, weil ich es „gut“ oder „richtig“ finde (oder es gar „gut“ oder „richtig“ ist – wer entscheidet das denn auch?!), sondern schlicht und ergreifend, weil es für mich ein „nicht dürfen“ gar nicht gibt. Wer sollte es dir denn auch verbieten? Du dir selbst vielleicht, aber selbst das empfehle ich nicht. Verbote nehmen uns oft die einzige Möglichkeit, die wir sehen, ohne uns Alternativen aufzuzeigen. Ich empfehle dir, dich stattdessen zu fragen: Was brauchst du?

Vermutlich ist die Antwort dann so was wie: Verstanden werden, Empathie, Liebe, Sicherheit, Leichtigkeit usw. Nehmen wir als Beispiel mal den Fokus auf das Bedürfnis nach Verständnis.

Dann frage ich weiter: Was würde dir dein Bedürfnis nach Verständnis denn erfüllen?

Die Meinung geigen? Geschulte Partner können vielleicht sogar in einem totalen Vorwurfssturm Verständnis aufbringen. Die meisten wohl eher nicht. Also würde dir das Schimpfen dein Bedürfnis vermutlich gar nicht erfüllen. Vor allem zumal ich denke, dass unsere Vorwürfe gar nicht das sind, was wir eigentlich rüberbringen wollen, sondern unsere Verzweiflung, Hilflosigkeit, den Wunsch oder die Sehnsucht nach Veränderung und generell einfach unseren Schmerz. Dafür eigenen sich Vorwürfe gar nicht so wirklich, weil sie meistens nur auf Details oder Symptome oder Auslöser bezogen sind, anstatt auf das, worum es eigentlich geht.

Wenn du es stattdessen z. B. schaffen würdest, dich erst einmal selbst zu hören (oder jemanden anzurufen, der es kann) und dann deinen Partner bitten würdest, deine bereits etwas ruhigeren Gedanken anzuhören, dann könnte dir das dein Bedürfnis nach Verständnis erfüllen. Erst einmal von dir selbst (oder der Person, die du angerufen hast) und dann von deinem Partner, der dich viel wahrscheinlicher hören kann, wenn 1. er zugestimmt hat und der Rahmen passt und 2. du bereits besser verstehst, was dir wirklich wichtig zu sagen ist.

Fazit: Je nachdem, was wir erreichen wollen, ist GFK an vielen Stellen das hilfreichere Tool. Wenn wir Verbindung, Verständnis, Liebe, Empathie, Miteinander oder Tiefe suchen, ist das Multifunktionstool GFK in den meisten Fällen wirklich sehr hilfreich. Wenn ich einfach nur will, dass mein Partner verdammt nochmal jetzt die Spülmaschine ausräumt, dann ist vielleicht der Hammer „Druck machen“ sinnvoller.

Nun kommt für mich allerdings noch eine weitere Frage zum Tragen: Welchen Preis hat welche Handlung?

Das ist ebenfalls eine Frage, die ich mir stelle, anstatt zu fragen, ob ich etwas „darf“ oder was „richtig“ ist. Wenn ich meinem Partner die Meinung geige, macht er vielleicht sogar kurzzeitig, was ich will. Der Preis den ich bezahle: Verbindung, Beziehung, vielleicht Liebe. Wenn ich aber auf GFK umschwenke und es schaffe, das vorwurfsfrei zu äußern, ist mein Preis, dass es mich Energie gekostet hat, vermutlich auch Zeit und Kraft. Wenn ich die gerade nicht habe, dann greife ich vielleicht auf Meinung geigen zurück. Und das ist okay.

Insgesamt: Für mich gibt es da kein Falsch. Manche Tools eigenen sich besser für das eine, andere für das andere. Die Fragen sind für mich immer: Was brauche ich gerade? Was würde mir dieses Bedürfnis erfüllen? Welchen Preis zahle ich?
Das heißt aber nicht, dass ich immer das effektivste und „beste“ Tool nutzen muss. Es heißt einfach nur, dass es unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten bringt, mit denen ich erreiche, was ich gerne hätte. (Und es ist auch ok, wenn ich es nicht erreiche.)

Damit komme ich zur Ausgangsfrage zurück.

Warum die meisten „Du darfst…“-Posts Widerstand in mir auslösen

Ein Beispiel von Instagram: „Du darfst Grenzen setzen und Nein sagen, wenn dir etwas zu viel ist!“ – Wenn ich so etwas lese, sehe ich die wunderschöne und wichtige Absicht, Menschen dabei zu unterstützen, dass sie gut auf sich achten, dass sie zu sich stehen, dass sie auf sich achtgeben und in Eigenverantwortung kommen.

Gleichzeitig denke ich mir jedes Mal: „Aber … Ich darf aber doch auch meine Grenzen übergehen und Ja sagen, obwohl ich nicht mehr kann.“ – und das fehlt mir oft in diesen Posts. Denn: Beides ist okay, nichts ist falsch, alles hat einen Preis.

Wenn ich Grenzen setze, dann schütze ich mich, schone meine Ressourcen, stehe zu mir und schaffe mir Raum. Dafür zahle ich vielleicht den Preis, dass ich Mut aufbringen muss, dass die Harmonie erst einmal verloren geht, dass ich überhaupt die Klarheit und Kraft brauche, das zu tun.

Wenn ich keine Grenze setze, mache ich es mir vielleicht gerade leichter (was verdammt unterschätzt wird, denn wir in der Persönlichkeitsentwicklung denken oft, der schwere Weg wäre immer der Richtige), sorge für Harmonie, Sicherheit, vielleicht Liebe. Dafür zahle ich vielleicht den Preis der Integrität, der Selbstfürsorge und des Schutzes meiner Kapazitäten.

Je nach meiner Verfassung, Bedürfnislage und meinem Energielevel ist es ganz unterschiedlich, wofür ich mich entscheide. Aber das Wichtigste ist: So oder so erfüllt es mir Bedürfnisse und keines von beidem ist „falsch“ oder „schlecht(er)“. Es gibt gute Gründe für beides und ich kann immer wieder neu wählen.

Genauso ist es okay, wenn ich es nicht schaffe, weil ich Kraft oder Bewusstsein gar nicht hatte. Dann kann ich danach immer noch schauen, was ich brauche, damit ich gut für mich sorge. Oder trauern, dass es mir damit nicht gut geht.

Ich möchte verhindern, dass ein neues Mindset entsteht, das wieder dieselben alten Denkmuster von Richtig und Falsch, von dürfen und nicht dürfen, von gut und schlecht vertritt, nur eben anders besetzt.

Vorher war es „richtig“, Bedürfnisse von anderen im Vordergrund zu haben, eigene Grenzen zu übergehen, „brav zu sein“. Heute scheint es „richtig“ zu sein, meine Bedürfnisse immer schützen, die eigenen Grenzen klar zu wahren, „zu mir zu stehen“.

Das Problem an der Sache ist: Es gibt immer noch ein „Falsch“ in beiden Versionen. Und das sehe ich als weder notwendig noch hilfreich. Für mich ist es viel schöner, wirklich zu spüren was ich brauche und zu schauen, wie ich mir das erfüllen kann – egal ob diese Handlung jetzt in mein altes Muster fällt oder was völlig Neues ist. Ich möchte mich für nichts mehr verurteilen, sondern stattdessen trauern, wenn meine Bedürfnisse unerfüllt sind und ich gerade nicht weiter weiß. Auch das darf sein. Trauer gehört dazu. Wir lernen und können immer wieder neu wählen.

Alles, was ist, darf sein. Ich darf danach traurig sein, ich darf wütend sein, es darf mir egal sein. Ich darf mit mir schimpfen, ich darf liebevoll mit mir sein. Ich darf meinen Partner anschreien, ich darf es bereuen, ich darf mich zurückhalten, ich darf mich gewaltfrei äußern. Ich darf kämpfen, ich darf aufgeben, ich darf scheitern und ich darf liegenbleiben solange ich will. Ich darf meine Grenzen übertreten, mich danach scheiße fühlen, meine Grenzen nochmal übertreten, mich wieder scheiße fühlen, solange ich will. Ich darf meine Grenzen wahren, ich darf sie kommunizieren, es darf mir schwerfallen, es darf mir leichtfallen, es darf mir leidtun, weil es andere vor den Kopf stößt, ich darf mich schuldig fühlen und gleichzeitig erleichtert. usw. usf.

Was auch immer ist, darf sein.
Und im nächsten Moment ist es sowieso schon wieder anders.
Alles anzunehmen, was gerade ist, und mir zuzugestehen, dass alles, wirklich alles, sein darf, bewirkt Wunder, das verspreche ich dir.

(Und wenn du gerade nicht annehmen kannst, was ist, kannst du vielleicht annehmen, dass du es gerade nicht annehmen kannst. Und dann schau, was sich verändert.) 🙂

Meditationen mit GFK: Tägliches Mindset ausrichten

Öffne dein Herz, lass dich fallen ins Vertrauen, liebe.

In dieser Meditation lade ich dazu ein, das eigene Mindset bewusst einzustellen. Ich unterstütze dich dabei, dein Herz zu öffnen, ganz bei dir anzukommen und dich mit deinen Werten zu verbinden. Ich selbst mache die Meditation am liebsten am Morgen oder vor schwierigen Momenten, weil sie mir dabei hilft, mich mit meinem höchsten Ich, meiner starken, liebevollen, vertrauensvollen Seite zu verbinden und diese zu stärken.

Meditationen mit GFK: Tägliches Mindset ausrichten

Für manche Menschen kann es beängstigend sein, sich den eigenen Gefühlen und inneren Anteilen zu stellen. Dann macht es Sinn, sich Unterstützung von jemandem zu holen, der liebevoll und empathisch da ist und mit dir zusammen einen Raum eröffnet und hält, in dem deine Gefühle sein dürfen.

Wenn du Unterstützung dabei möchtest, in dein Inneres zu blicken und deine Gefühle zu fühlen, kannst du dich bei mir melden. In meinen Coachings leite ich Menschen sehr gerne an, sich selbst zu spüren und in tiefe Verbindung mit ihrer eigenen Weisheit zu kommen.

Meditationen mit GFK: Rauszoomen und die Perspektive wechseln

Nicht die Tatsachen beängstigen uns, sondern die Gedanken, die wir über die Tatsachen haben.

Manchmal scheint es so eindeutig: Alles läuft schief, wir kriegen nichts hin, das Leben ist gegen uns, uns passiert nur Schlechtes. Doch stimmt das? Und ist das die einzige Möglichkeit, die Dinge zu betrachten? Möchten wir das Leben auf diese Weise sehen? Es gibt noch so viele alternative Betrachtungsweisen, die uns oft verwehrt sind, wenn wir in der Abwärtsspirale festhängen. Mit dieser Meditation möchte ich dir helfen, über den Nebel zu schweben und deine Welt aus einem ganz neuen Blickwinkel zu betrachten, von dem aus du mehr Abstand hast, mehr Klarheit und mehr Freude im Leben. Lass dich dabei begleiten, auch in den düstersten Momenten noch Licht zu finden.

Meditationen mit GFK: Rauszoomen und die Perspektive wechseln

Für manche Menschen kann es beängstigend sein, sich den eigenen Gefühlen zu stellen. Dann macht es Sinn, sich Unterstützung von jemandem zu holen, der liebevoll und empathisch da ist und mit dir zusammen einen Raum eröffnet und hält, in dem deine Gefühle sein dürfen.

Wenn du Unterstützung dabei möchtest, in dein Inneres zu blicken und deine Gefühle zu fühlen, kannst du dich bei mir melden. In meinen Coachings leite ich Menschen sehr gerne an, sich selbst zu spüren und in tiefe Verbindung mit ihrer eigenen Weisheit zu kommen.

Meditationen mit GFK: Pause machen und durchatmen

Manchmal kann man ein Problem, das man nach stundenlangem Tun, Machen und Reden nicht gelöst hast, in einer Minute der Stille lösen.

Manchmal kann es reichen, eine kleine Pause zu machen, um wieder klarer zu sehen, Energie zu tanken und die Dinge von einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Wann immer du im Alltagsstress hängst oder unglücklich bist oder eine Entscheidung nicht treffen kannst – es gibt eine Lösung für alles und diese liegt in dir. Wenn du mit dir selbst in Kontakt trittst, hast du wieder Verbindung zu deiner Intuition und kannst von einer erhöhten Position neu betrachten, was dich stresst. In dieser Meditation begleite ich dich dabei, mit dir selbst in Verbindung zu kommen und durch diese Pause wieder in eine gesunde Distanz zu allem zu kommen.

Meditationen mit GFK: Pause machen und durchatmen

Für manche Menschen kann es beängstigend sein, sich den eigenen Gefühlen zu stellen. Dann macht es Sinn, sich Unterstützung von jemandem zu holen, der liebevoll und empathisch da ist und mit dir zusammen einen Raum eröffnet und hält, in dem deine Gefühle sein dürfen.

Wenn du Unterstützung dabei möchtest, in dein Inneres zu blicken und deine Gefühle zu fühlen, kannst du dich bei mir melden. In meinen Coachings leite ich Menschen sehr gerne an, sich selbst zu spüren und in tiefe Verbindung mit ihrer eigenen Weisheit zu kommen.

Folge 23: Die heilende Wirkung von Empathie – auf beiden Seiten (GFK-Podcast)

Als ich mich mehr und mehr mit GFK beschäftigt habe, traten immer mehr Menschen in mein Leben, die in der Lage waren, mir diese Form der Empathie entgegenzubringen. Dabei habe ich festgestellt, welche unglaubliche Kraft und Heilung sich entfalten, wenn uns echte Empathie entgegengebracht wird. Dazu möchte ich dir eine persönliche Geschichte aus meinem Leben erzählen, die meine intensivste Erfahrung mit Empathie beinhaltet. Außerdem gehe ich näher darauf ein, welche Wirkung Empathie hat, wenn ich sie empfange und wenn ich sie anderen entgegenbringe.

Folge 23: Die heilende Wirkung von Empathie – auf beiden Seiten (GFK-Podcast)

Wenn du noch mehr über GFK erfahren und sie live erleben möchtest, schau doch mal bei meinen Angeboten vorbei! Ich und andere TrainerInnen von der Akademie Achtsame Kommunikation bieten neben Einzelcoachings noch eine große Vielfalt an Onlineangeboten an – von kostenlosen Schnupperwebinaren über 3-stündige Miniworkshops bis hin zu 6-teiligen Webinaren zu Grundlagen, Vertiefung und tiefes Eintauchen in die eigenen Themen.

Welche Bedürfnisse stecken hinter dem Urteil „ungerecht“?

Gerechtigkeit ist in der GFK ein sehr umstrittenes Bedürfnis. Nach den Kriterien der GFK ist es ein Bedürfnis, gleichzeitig steckt oft eine Haltung dahinter, bei der es eng in mir wird, bei der es um Richtig und Falsch geht. Das weist darauf hin, dass es meist nicht als Bedürfnis verwendet wird. In diesem Blogatikel möchte ich dem Thema Gerechtigkeit auf den Grund gehen und verschiedene Richtungen anbieten, worum es dabei gehen könnte, wenn wir uns „Gerechtigkeit“ wünschen oder etwas als „ungerecht“ erleben.

Gerechtigkeit als Bedürfnis?

Nach der Definition der GFK ist Gerechtigkeit ein Bedürfnis, denn es erfüllt die entsprechenden Kriterien:

Es ist abstrakt, also nicht greifbar oder direkt sinnlich wahrnehmbar und unabhängig von bestimmten Personen, Orten, Zeiten, Handlungen oder Dingen. Es ist ein allgemein menschlicher Wert. Das heißt, jeder Mensch und jede Gesellschaft wünscht sich in der einen oder anderen Form Gerechtigkeit. Es ist vielfältig und bietet viele Möglichkeiten, um es zu erfüllen.

Warum also ist es so fragwürdig, dass Gerechtigkeit ein echtes Bedürfnis ist?

Gerechtigkeit ist deshalb ein umstrittenes Bedürfnis, weil es fast immer mit einem Denken von Richtig und Falsch einhergeht. Was wir als gerecht erleben, basiert stark darauf, was wir als Richtig und was wir als Falsch definieren. Dass unsere Bewertung darüber bestimmt, ob wir ein Bedürfnis als erfüllt oder unerfüllt erleben, gilt letztendlich für alle Bedürfnisse. Gleichzeitig ist „Gerechtigkeit“ noch stärker an moralische Grundsätze gebunden, geht meist mit Vergleichen einher und hat oft einen Wunsch nach Rache, Vergeltung oder Strafe zur Folge.

Wenn du dich schon länger mit GFK beschäftigst, weißt du vielleicht, dass es dabei vor allem um eine Haltung von Eigenverantwortung und Miteinander geht. Bei dem Bedürfnis nach Gerechtigkeit erlebe ich häufig, dass Menschen es zwar als Bedürfnis verwenden, jedoch feststecken in dem Gedanken, dass jemand anders falsch oder richtig gehandelt hat. Diese Gefahr birgt jedes Bedürfnis. Ich kann zum Beispiel sagen „Ich bin traurig, weil ich mir Unterstützung wünsche.“ und dabei denken „Und du hast mich nicht unterstützt und solltest das aber tun, schließlich sind wir Freunde!“ – dann bin ich nicht wirklich beim Bedürfnis, das unabhängig ist.

Du kannst an deinem eigenen Körper erkennen, ob du wirklich bei einem Bedürfnis bist oder nicht. Wenn du an das Bedürfnis denkst, wird dir dann eher eng und es schmerzt? Kommt Wut, Traurigkeit, Frust oder Druck auf? Dann bist du nicht in einer bedürfnisorientierten Haltung. Wahrscheinlich bist du dann in einer Haltung, dass jemand das erfüllen müsste und es nicht tut oder – also hängst du an einer bestimmten Strategie?

Wenn du allerdings beim Gedanken an das Bedürfnis Weite, Offenheit und Kraft spürst, dann bist du sehr wahrscheinlich in der bedürfnisorientierten Haltung.

Ich erlebe es als äußerst schwer, wenn ich an Gerechtigkeit denke, nicht in den Gedanken zu fallen, dass jemand etwas ändern muss, damit bei mir Gerechtigkeit erfüllt ist. Das ist an sich auch völlig in Ordnung, jedoch sind wir dann nicht mehr bei dem Bedürfnis nach GFK. Denn dabei geht es um einen allgemeinen Wert, den ich als bereichernd in meinem Leben erlebe und für den ich mehr gehen möchte – in Eigenverantwortung.

Um das Urteil „ungerecht“ besser zu verstehen“, möchte ich hier ein paar Ansätze und Ideen liefern, was hinter dem Bedürfnis nach Gerechtigkeit stecken könnte. Wenn ich verstehe, was dahintersteckt, ist es meiner Erfahrung nach leichter, im nächsten Schritt in die eigenverantwortliche Haltung der GFK und damit in eine Unabhängigkeit von anderen sowie in die echte bedürfnisorientierte Haltung zu kommen.

Ernst genommen und berücksichtigt werden

Wenn ich etwas als ungerecht erlebe, dann könnte dahinter der Wunsch stecken, ernst genommen zu werden. Ich möchte sichergehen, dass mein Anliegen ebenfalls wichtig ist und zählt. Ich möchte, dass die Wichtigkeit dessen erkannt wird, was ich mir wünsche.

Nehmen wir ein Beispiel: Mein Partner macht mit seinen Kumpels aus, dass sie gemeinsam eine bestimmte Bergtour machen. Nun wäre ich allerdings auch gerne mit meinem Partner diese Tour gegangen und möchte nicht mitkommen, weil es eine ausgemachte Männerrunde ist.

Ich könnte das als ungerecht erleben, weil ich denke, dass mein Anliegen weniger zählt als das der Kumpels. Dass ich weniger wichtig bin, mein Wunsch weniger zählt. Vielleicht geht es also gar nicht um Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, sondern darum, dass wir in unserer Partnerschaft den anderen und seine Wünsche ernst nehmen und mitberücksichtigen.

Das berührt auch das Thema Gleichwürdigkeit, das ich in einem weiteren Absatz näher behandle.

Wirksamkeit und Mitbestimmung

Vermutlich geht es auch darum, dass ich noch mitwirken kann in einer Entscheidung. Ich erlebe Dinge oft nur dann ungerecht, wenn ich vor „vollendete Tatsachen“ gestellt werde, also den Eindruck habe, nichts mehr daran ändern zu können und im Entscheidungsprozess nicht einbezogen worden zu sein.

Hätte mein Partner mich in dem Beispiel vorher gefragt, wie ich dazu stehe und mir seine Gründe offengelegt, mich in den Prozess einbezogen und mich dabei ernst genommen, dann wäre vielleicht dasselbe Ergebnis rausgekommen und ich hätte es nicht als Ungerechtigkeit erlebt.

Wenn ich also wütend über eine „Ungerechtigkeit“ bin, habe ich vielleicht den Gedanken „Ich kann nichts ändern, ich bin machtlos.“ und bin vielleicht eigentlich hilflos und verzweifelt, weil ich gerne wirksam wäre? Gerne mitgestalten möchte? Gerne selbst entscheiden würde?

Gesehen, verstanden und wertgeschätzt werden

Wenn ich möchte, dass jemand für Ungerechtigkeit bestraft wird, ich zum Beispiel anschließend sage, dass ich mit meiner besten Freundin in die Therme gehe, obwohl ich es mit meinem Partner ausgemacht habe, kann es auch dabei um gesehen werden gehen: Ich möchte, dass mein Gegenüber erkennt und weiß, welche Traurigkeit, Enttäuschung oder Wut in mir ist. Ich möchte in meinen Gefühlen gesehen und verstanden werden – und wie ginge das besser, als wenn dem Gegenüber dasselbe widerfährt?

Wenn ich also einen anderen Menschen „verletzen“ möchte, weil ich selbst „verletzt wurde“ (Achtung, das sind Gedanken, keine Wahrheit – in der GFK gehen wir davon aus, dass niemand einer anderen Person Gefühle machen kann), dann bin ich auch da vielleicht hilflos und sehne mich danach, in meinen Gefühlen verstanden zu werden, gesehen zu werden, in meiner Verletztheit einfach sein zu dürfen und dabei gehalten und unterstützt zu werden?

In anderen Fällen geht es vielleicht darum, dass ich den Gedanken habe, „mehr zu verdienen“ als ich bekommen habe. Auch das kann „Ungerechtigkeit“ triggern und auch da geht es vermutlich darum, mit den eigenen Leistungen, Besonderheiten, Fähigkeiten, Bemühungen gesehen und wertgeschätzt zu werden, oder?

Wenn ich mir zum Beispiel Mühe gebe, eine Vereinbarung einzuhalten, und eine andere hält sich nicht daran, wird aber nicht bestraft und ich erfahre auch keine Belohnung für mein Einhalten, kann das „ungerecht“ wirken. Ich habe vielleicht selbst viel investiert und zurückgesteckt, um mich an das Ausgemachte zu halten und erwarte mindestens eine Konsequenz dafür, dass die andere nicht dieselbe Bereitschaft hatte. Vermutlich geht es dabei darum, dass meine Mühe gesehen und wertgeschätzt wird?

Orientierung und Planbarkeit

Vereinbarungen, Regeln und Richtlinien geben Sicherheit und Orientierung. Zu wissen, woran ich bin, was welche Konsequenzen hat, womit ich rechnen kann, in welchem klaren Wertesystem von Richtig und Falsch ich mich bewege, erleichtert oft das Leben. So muss ich nicht ständig neu überlegen, was jetzt das „Richtige“ oder „Beste“ wäre, sondern habe klare Leitlinien, um mich zu orientieren, denn ich weiß, dass ein Regelverstoß R1 Konsequenz K1 zur Folge hat und ein andere Regelverstoß R2 Konsequenz K2. Daran kann ich mich orientieren und meine Entscheidungen bewusst und selbstbestimmt treffen.

Wenn allerdings nun ein anderer für Regelverstoß R1 keine Konsequenz erfährt, oder ich für Regelverstoß R2 die schlimmere Konsequenz K3 erfahre, dann kann das meine Orientierung und damit mein Sicherheitsempfinden erschüttern und damit das Urteil „ungerecht“ triggern.

Ein Beispiel:
Jemand parkt auf dem Parkplatz neben mir falsch und ich bekomme ein Knöllchen, während die andere Person keines bekommt. Wie unfair ist das denn?

Hinter dem Urteil „Wie unfair ist das denn“ steckt vermutlich unter anderem ein klarer Wunsch, mich orientieren zu können und zu wissen, woran ich bin. Es geht auch um Sicherheit, da ich nur dann einen Eindruck von Sicherheit habe, wenn ich ungefähr weiß, welches Handeln welche Konsequenzen mit sich bringt.

Augenhöhe und Gleichwürdigkeit

Wenn ich möchte, dass durch Strafe oder Rache Gerechtigkeit wiederhergestellt wird, kann es auch um Augenhöhe gehen. Ich denke, dass das in vielen Fällen eine große Rolle spielt. Dabei läuft vielleicht unbewusst folgender Gedankenstrang ab:

Jemand hat mich ungerecht behandelt. Er hat sich über mich gestellt und mir ein Unrecht zugefügt. Jetzt steht er über mir und ich bin klein, verletzlich, untergeordnet.
oder
Jemand hat mehr bekommen als ich. Jetzt steht sie über mir, ist wichtiger, wertvoller und ich bin klein, verletzlich, untergeordnet, weniger wert.

In beiden Fällen ist in meinem Erleben die Augenhöhe und die Gleichwürdigkeit verrutscht und das ist etwas, das Menschen schwer aushalten. Wir möchten miteinander auf Augenhöhe sein, möchten gleichwürdig sein, als (mindestens) genauso wertvoll erachtet werden wie andere.

Und eine unserer angelernten Strategien, um wieder mit anderen Menschen, die wir über uns erleben, auf Augenhöhe zu kommen, ist diese runterzuziehen, indem wir sie angreifen, bestrafen oder abwerten. Frei nach dem Motto „Wenn ich nicht zu dir hoch kann, dann kommst du aber wenigstens zu mir runter, dafür sorge ich.“

Und eigentlich steckt hinter der Wut der dringende Wunsch, meinen Wert zu schützen? Auf Augenhöhe, gleichwürdig zu sein?

Was bringt das Ganze nun?

In der GFK geht es darum, immer besser zu verstehen, was mir eigentlich wirklich wichtig ist und wie ich selbst dafür sorgen kann, ohne andere Menschen ändern zu wollen oder zu müssen. Umso mehr ich dem auf die Spur komme, was wirklich hinter dem ersten, augenscheinlichen Bedürfnis steckt, das noch voll von urteilenden Gedanken ist, desto tiefer komme ich wirklich an den Kern des Ganzen und erkenne, was mir wirklich wichtig ist – wie eine Zwiebel, die geschält wird.

Von da aus kann ich dann einige Urteile, einiges an Starrheit und Fixierung, loslassen und viel offener nach Erfüllung meines Bedürfnisses suchen und mit anderen ins Gespräch gehen, wie sie mich unterstützen können.

Ein Beispiel zum Reinspüren: Fühle mal, wie sich die beiden Versionen für dich anfühlen.

Mann, das ist so ungerecht! Jetzt hat mein Bruder von meinen Eltern Geld bekommen und ich nicht! Wie fies ist das denn bitte?! Ich leiste mindestens genauso viel und bräuchte ebenso die Unterstützung. Aber ich bin denen ja egal. Das ist so dermaßen unfair! Ich wünsche mir Gerechtigkeit! Die müssen mir doch genauso Unterstützung geben wie meinem Bruder! Pf, werden sie schon sehen, dann melde ich mich halt nicht mehr bei denen.

vs.

Boah, da kommt so eine Wut hoch und das Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Aha, ich finde das ungerecht – was da wohl dahintersteckt? Ich hab so Gedanken wie „Ich bin denen egal!“ oder „Ich leiste genauso viel wie mein Bruder.“ Vielleicht geht’s mir darum, dass ich gerne gesehen und wertgeschätzt werden will in meinen Leistungen und Bemühungen. Und ich hätte gerne die Gewissheit, auch wichtig zu sein und unterstützt zu werden. Ich frage mich wirklich, warum sie so gehandelt haben. Ich glaube, mir könnte es helfen, ihre Beweggründe zu verstehen – und vielleicht wissen sie ja gar nicht, dass ich auch Unterstützung bräuchte. Ich denke, ich werde sie mal fragen, wieso sie da einen Unterschied gemacht haben zwischen mir und meinem Bruder. Und vielleicht frage ich auch, ob sie bereit wären, mich ebenfalls zu unterstützen.

Macht es für dich einen Unterschied?

Fallen dir weitere Bedürfnisse ein, die hinter dem Urteil „ungerecht“ stehen könnten? Schreib mir gerne eine Mail mit Anregungen, Ideen, Fragen oder Kommentaren.

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Folge 22: Ist das Empathie? Empathie nach GFK tiefer verstehen und klar abgrenzen (GFK-Podcast)

In der letzten Folge hast du schon die GFK-Definition von Empathie näher kennengelernt und erfahren, wie sie sich sich von Mitleid und Sympathie abgrenzt. In dieser Folge lade ich dich ein, dein Erleben von Empathie zu überprüfen und anhand konkreter Beispiele tiefer in die Haltung der GFK zu Empathie einzusteigen und dabei Empathie noch klarer von anderen Konzepten abzugrenzen.

Folge 22: Ist das Empathie? Empathie nach GFK tiefer verstehen und klar abgrenzen (GFK-Podcast)

Wenn du noch mehr über GFK erfahren und sie live erleben möchtest, schau doch mal bei meinen Angeboten vorbei! Ich und andere TrainerInnen von der Akademie Achtsame Kommunikation bieten neben Einzelcoachings noch eine große Vielfalt an Onlineangeboten an – von kostenlosen Schnupperwebinaren über 3-stündige Miniworkshops bis hin zu 6-teiligen Webinaren zu Grundlagen, Vertiefung und tiefes Eintauchen in die eigenen Themen.

Props und herzlichen Dank an Andi Bree, der das Intro und Outro eingespielt hat! Danke für deine Geduld, Mühe und Offenheit, deine wundervolle Musik mit den Menschen zu teilen!